Augen starr auf den Boden...
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Äste knacken, schlurfende Schritte, die sich durch raschelndes Laub «pflügen», nähern sich...
Der Pilzeler ist an seinem typischen Gang und der charakteristischen Haltung deutlich zu erkennen.
In der Hand trägt er einen Korb (Plastiksäcke sind wegen ihrer Luftundurchlässigkeit streng verpönt),
sein Körper ist leicht vorgebeugt, wobei der Kopf noch um einiges gebeugter erscheint und die Augen
dabei unablässig den Boden Zentimeter um Zentimeter absuchen. In dieser Haltung (der Pilzsammler
sieht und hört von seiner Umgebung normalerweise überhaupt nichts mehr!) arbeitet sich unser
Schwümmeler schrittweise vorwärts, die Augen starr auf den Boden gerichtet. Plötzlich aber gerät er
in Bewegung, seine Augen beginnen zu strahlen, er strebt in grossen Schritten auf einen leuchtenden
Punkt im Moos zu, zückt dabei das unentbehrliche Taschenmesser und geht neben dem leuchtenden Objekt
in die Hocke: Er hat einen Pilz gefunden! Die kurze, aber heftige Enttäuschung, die der Sammler
jeweils erlebt, wenn er statt eines Pilzes ein dürres Blatt, einen nass glänzenden Stein oder einen
Hundedr... in den Händen hält, wird der geneigte Leser/die geneigte Leserin sicher verstehen. Doch
ein unerklärlicher Drang treibt unseren Freund immer weiter. Stundenlang irrt er auf diese Weise im
Wald umher und ist am Ende überglücklich, wenn er den Boden seines Körblis gerade knapp mit Pilzen
bedecken kann. Dass nach erfolgter Kontrolle beim Fachmann oft nur ein schäbiges Restchen übrig
bleibt, vermag des Pilzelers Begeisterung keinen Abbruch zu tun. Und so streift er weiter durch die
Wälder, immer in der Hoffnung auf den ganz grossen Fund.
PS: Der wirkliche Naturfreund weiss natürlich, dass Wald und Pilze eine enge Gemeinschaft (Symbiose)
bilden, die nötig ist, um die Gesundheit unserer Wälder zu erhalten. Erfahrene Pilzeler lassen die
ganz jungen und die alten Exemplare stehen, damit der Neuwuchs gesichert bleibt, aber auch damit der
Waldboden von den verschiedenen Mineralien, die ein zerfallender Pilz (ob giftig oder ungiftig)
abgibt, zehren kann. Pilze und Wald erhalten sich so gegenseitig am Leben und erfreuen zudem in
ihrer Mannigfaltigkeit und Farbenpracht des Wanderers Auge.
Andreas Steinmann-Fiechter
Diesen Artikel habe ich im Mai 1980 für die «Berner Zeitung BZ» verfasst.
Ich glaube, auch Dänu hätte seine Freude an den paar Zeilen.
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